Große Last, statt großer Lust

Große Last, statt großer Lust

Erlebt man es selbst oder beobachtet man es bei besten Freunden….das Hals-über-Kopf- verlieben ist man sich JEDES MAL sicher und konstatiert beglückt: gesucht und gefunden! Einige Jahre später zeigt sich: gesucht ja, aber nicht gefunden. Wer zu Mitgefühl fähig ist fragt: Warum klappt es denn nicht?

Nichts in unserem Leben ist so ein rasanter Illusions-Generator wie das Verliebtsein oder die neue Beziehung. Je länger man darauf hingearbeitet hat oder umso schwieriger sich das Zusammenkommen gestaltete,  umso tiefer ist der Nebel, der die Beziehung umgibt. Heinrich VIII. freite sieben Jahre um Anne Boleyn, spaltete für sie die englische Kirche von Rom. Aus großer Liebe wurde große Last. Ein Jahr nach der ersehnten Hochzeit liess er sie köpfen. Auf zu neuen Frauen. Ähnlich Richard III. im Shakespeare Drama, lange gefreit, bald bereut. Heute wird nur noch in Gedanken getötet, wenn die Beziehung in der Realität ankommt.
Unsere Gefühle wurzeln in positiven Lebensereignissen, diese bedingen das Glücksgefühl quasi  und schaffen so eine Abhängigkeit davon. Ja, so und so soll es sein……Bedingtes Glück im Gegensatz zu bedingungslosem Glück(sgefühl) ist abhängig von den Umständen:  Die bestandene Prüfung, der neue Job, die Urlaubsreise, die purzelnden Pfunde,  die Genesung, das Verlieben und Zusammenkommen mit dem neuen Lebenspartner. Besonders letzteres toppt alles. Warum denn bloß?
Während das neue Auto, die neue Wohnung oder auch die ersehnte Reise sich deutlich präsentieren und man ziemlich genau spürt, was man da bekommen hat, entzieht sich der neue Lebenspartner  dieser begutachtenen Einschätzung eine gewisse Zeit. Er bietet viel Raum für Phantasie, Taumel, Vernebelung, Projektion. Je weniger fassbar und erkennbar die Person ist, umso länger dauert die Enthüllung. Solange sich Anne Boleyn zierte, war sie ihres Lebens sicher.  Schlecht zu erfassen und zu erkennen sind der Partner, der „einen eigentlich nicht will“,  der heimliche Geliebte/ die heimliche Geliebte, mehrere Partner parallel oder ständig und schnell wechselnde Partner.  Auch sogenannte schwierige Umstände, wie…… er wohnt im Ausland oder im Gefängnis, seine Frau gibt ihn nicht frei oder seine Firma ist gerade in Insolvenz und wir haben mächtig viel um die Ohren bieten sich an, die Vernebelung zu erhalten. Dazu kommt, was den Desillusionierungsmoment besonders schmerzhaft macht, daß die körperliche Vereinigung dem nahe kommt, was unsere tiefste Sehnsucht seit der Vertreibung aus dem Paradies ist: das Verschmelzen mit jemandem, das Ende der Einsamkeit, eigentlich ist damit die Vereinigung mit der Schöpfung gemeint, nach Hause kommen, zurück zur Quelle. Dummerweise kommt die körperliche Vereinigung dem für kurze Momente sehr nahe, deshalb entsteht auch diese grandiose Wut, wenn es dann mit der Beziehung (mal wieder) nicht klappt.
Was kann man aus spiritueller Sicht tun hinsichtlich dem illusionären Aspekt einer (beginnenden) Beziehung?
Zunächst einmal gilt es sich klar zu machen, nach was man aus ist? Bin ich auf der Jagd nach der schönen Illusion oder suche ich die Liebe mit allen Konsequenzen. Bin ich bereit, meine bedingten Glücksmomente zu entlarven und spüre ich in mir den Wunsch mich davon nach und nach zu verabschieden und aus dem Hamsterrad der Glücksillusion auszusteigen? Will ich die nachhaltige und teilweise auch schmerzhafte Entklebung von all dem, was mir zwar schwindelde Höhen aber auch schmerzende Tiefen verschafft. Jedoch für mich ist die wirklich wichtige Frage: Will ich meinen erschöpften Geist endlich zur Ruhe bringen?  Dann wird es gelingen, das Ergebnis folgt der Absicht.