Wenn die Dinge gut laufen

Wenn die Dinge gut laufen

Als ich heute morgen aufwachte, fühlte ich mich wie so oft voller Schmerz, Wut, Verzweifelung und Trauer. Ich stehe dann nicht auf, sondern lege die Hände auf den Bauch und das Herz und meditiere, schliesse mich oben an und bitte darum, die jeweiligen Gefühle oder Themen von mir zu nehmen. Sehr häufig eben das Gefühl von Schmerz. Heute spürte ich eine Irritation, die nicht aus mir kam und die hiess: Willst das Du wirklich? Und ferner eine Ahnung, das Schmerz keine Währung ist, mit der „da oben“ gehandelt wird oder die eintauschbar ist. Komisch, dachte ich, nahm es ernst und liess es beim Küchentischtee auf mich wirken.

Laufen die Dinge gut, drehen wir das Autoradio voll auf, zischen uns den coffe to go und fühlen uns Bombe. Das Steuerruder unseres Lebensschiffchen fest in der Hand, unter uns türkises Meer, über uns der strahlende Himmel, so weit das Auge sehen kann. Spiritualität? Transformation? Annehmen, aufgeben, ganz “ ja“ zu allem? Nö, nicht mit mir!
Dann kommt, was kommen mußte und was viele Menschen bezeichnen als: Es lief doch gerade so gut, warum muß schon wieder etwas Neues kommen, wann ist denn endlich mal Schluss? Ich hab doch schon sooo viel gemacht, jetzt muss doch mal gut sein. Ja, leider Pustekuchen. Unser eben noch geliebtes Lebensschiffchen verkommt zur Nussschale, was gerade noch  Sicherheit bot, scheint wie nie existent angesichts der meterhohen, schwarzen Wellen. Einige Zeit geht es noch, wir steuern weiter mit beschränkter Sicht, gerade eben noch so, jedoch, wenn es schlimmer wird, tun wir dann ENDLICH das, wovon Shiva sagt: Tu es, damit Du alles bekommst: aufgeben. Wir lassen die Ruderpinne los, legen uns ergeben in den Bootsrumpf, wagen kaum zu hoffen, nicht einmal dafür ist Raum. Wir geben uns in Schöpfungshände.
Jetzt verstand ich, warum Schmerz nicht als einzutauschende Währung gesehen wird, warum wir gefragt werden, ob wir ihn wirklich los sein wollen? Schmerz hilft uns reflexhaft immer wieder genau in die Haltung zu kommen, die uns ins gelobte Land bringt!
Gott führt uns durch Schmerz zum Licht!